Speiseeishersteller Anna Pauly und Stephan Boller aus Neuruppin
HWK Potsdam/Wolf
Speiseeishersteller Anna Pauly und Stephan Boller aus Neuruppin

Betriebe sehen stabile Auftragslage "Vorstand vor Ort" in Ostprignitz-Ruppin

Der Präsident der Handwerkskammer Potsdam, Robert Wüst, Vizepräsident Burghard Ehlert und Vorstandsmitglied Birgit Behr besuchten Handwerker und erkundigten sich, wo der Schuh drückt.

Auf gut laufende Geschäfte trafen der Vorstand und die Geschäftsführung der Handwerkskammer Potsdam. „Allgemein hören wir in den Betrieben, dass die Stimmung gut ist, die Kunden aber auch anspruchsvoller werden. Die Mindestvergütung bei Lehrlingen ist kaum Thema – die Vergütung in den Ausbildungsbetrieben, die wir besucht haben, liegen alle über der Vorgabe von 515 Euro im ersten Lehrjahr“, fasst Präsident Wüst die Betriebsbesuche zusammen. Er kritisiert aber auch die öffentliche Auftragsvergabe und die zunehmende Bürokratie, die den Betrieben zu schaffen macht: „Die Vergabe erfolgt immer über den Preis, obwohl das Vergaberecht gar nicht vorschreibt, den günstigsten Anbieter zu nehmen. Es muss der wirtschaftlichste sein. Da machen es sich die Ämter oft zu einfach.“ Malermeister Fred Wehland aus Heiligengrabe sieht das genauso. Er kann nicht verstehen, dass Firmen aus anderen Bundesländern Bauleistungen an Amtsgebäuden übernehmen. „Ich wünsche mir mehr Spielraum der öffentlichen Hand, die Vergabe muss im Landkreis bleiben“, so Wehland.

Die Betriebe machten weitere Herausforderungen deutlich. Friseurmeisterin Heidemarie Werner aus Dreetz kämpft mit den sprichwörtlichen „weißen Flecken“. Im ganzen Dorf gebe es keinen Handy-Empfang. Seit über drei Jahren sei das Thema im Gespräch der Kommunalpolitik, eine Lösung noch nicht in Sicht. Wie stark der Fachkräftemangel in der Region angekommen ist, zeigt sich bei der Fleischerei & Partyservice Dülfer. Fleischermeister Matthias Dülfer aus Neuruppin musste von sieben Standorten einen schließen – nicht aus Kunden-, sondern aus Personalmangel. „1997 hatte ich noch 17 Lehrlinge im Betrieb. Bereits seit einigen Jahren habe ich keinen einzigen mehr“, so der Betriebsinhaber.

Die Ruppiner Fahrzeugbau GmbH aus Neuruppin bietet Service für Nutzfahrzeuge – in der großen Halle finden locker drei Sattelzüge Platz, dazu gibt es eine Halle mit Bremsstand für LKW. „Die Herausforderung für uns ist, zu planen, wie wir langfristig investieren“, so Geschäftsführer Fahraddin Dadashov. Zwar bringe der Vertragspartner MAN aktuell einen Elektrobus auf den Markt, auch einen Elektro-Transporter gebe es bereits. Allerdings glauben Dadashow und sein Partner Jörg Nickel nicht daran, dass LKW in Zukunft ausschließlich elektrisch fahren. Die technologische Entwicklung sei in diesem Bereich kaum abzusehen.


Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin sind über 1.500 Handwerksbetriebe ansässig. Der Kammervorstand besuchte am 22. Mai folgende Betriebe:

  • Malermeister Fred Wehland, Heiligengrabe/Jabel
  • Ruppiner Fahrzeugbau GmbH, Neuruppin
  • Motorgeräte und Landtechnik Neuruppin, Kleine & Deutschmann
  • HÖREX Hör-Akustik eG, Kyritz
  • Greisert Metallbau und Dachklempnerei, Wittstock
  • Pollys Eisdiele, Neuruppin
  • Friseurmeisterin Heidemarie Werner, Dreetz bei Neustadt (Dosse)
  • Elektrotechnikermeister Nils Kleiner, Fehrbellin
  • Dülfer – Fleischerei & Partyservice, Neuruppin

Landmaschinenmechanikermeisterin Stephanie Deutschmann und Handwerkskammerpräsident Robert Wüst
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Landmaschinenmechanikermeisterin Stephanie Deutschmann und Handwerkskammerpräsident Robert Wüst

Jörg Nickel (l.) und Fahraddin Dadashov (r.) von der Ruppiner Fahrzeugbau GmbH aus Neuruppin diskutierten mit Handwerkskammer-Präsident Robert Wüst (m.) über aktuelle Herausforderungen
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Jörg Nickel (l.) und Fahraddin Dadashov (r.) von der Ruppiner Fahrzeugbau GmbH aus Neuruppin diskutierten mit Handwerkskammer-Präsident Robert Wüst (m.) über aktuelle Herausforderungen

Fred und Marvin Wehland
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Fred und Marvin Wehland

Mit den Betriebsbesuchen setzt die Handwerkskammer Potsdam die seit 1997 stattfindenden traditionellen Vor-Ort-Gespräche bei Mitgliedsbetrieben fort. Neben der aktuellen Wirtschaftslage geht es in den Gesprächen auch um die Geschäftsstrategie der Handwerker, um Fragen der Digitalisierung oder die Ausbildungs- und Fachkräftesituation.