Der Baubetrieb von Guido und Birgit Bauch kurz nach der Wende
Baubetrieb Bauch
Der Baubetrieb von Guido und Birgit Bauch kurz nach der Wende

Rückblick: Anlässlich des Jubiläumsjahres veröffentlichte die Handwerkskammer Potsdam im Jahr 2020 "Wendegeschichten" westbrandenburgischer Handwerker. Den Auftakt macht Straßenbauer Bauch aus Groß Kreutz, dem der eigene Betrieb zu DDR-Zeiten verwehrt blieb. Startgeld aus West-Berlin

Potsdam-Mittelmark: „Es war die aufregendste Zeit meines Lebens“, sagt Guido Bauch, wenn er an das Wendejahr 1989/90 zurückdenkt. „Nach dem Zusammenbruch in der DDR war für mich sofort klar, dass ich meinen eigenen Betrieb gründe und damit endlich den Traum verwirklichen kann, der mich durch viele Jahre getragen hat.“

Der Straßenbauunternehmer aus Groß Kreutz steht als Beispiel für viele Handwerker, die trotz der gesellschaftlichen Umbrüche und der damit zusammenhängenden Unsicherheiten den Schritt zur Selbstständigkeit im Handwerk wagten. Waren bei der Handwerkskammer Potsdam Ende 1989 knapp 5.500 Handwerksunternehmen registriert, gab es ein Jahr später schon mehr als 9.500 eingetragene Betriebe.

Der Weg in die Selbstständigkeit war für Guido Bauch ein steiniger, der ihm in der DDR verwehrt blieb. Der Straßenbauer erinnert sich bis heute genau an die Worte, die ihn wütend machten: „Wie stellen Sie sich das vor, einen Betrieb aufzubauen, Sie haben keine Aufträge, keine Maschinen. Sie sind ein Plattenbaukind. Noch dazu haben Sie einen ‚volkseigenen Meister‘, da müssen Sie fürs Volk arbeiten.“ Dass ihm nichts zugetraut wurde, verletzte ihn. Alle Versuche, in der DDR die ersehnte Gewerbeerlaubnis zu erhalten, scheiterten. Sein Besuch bei der Handwerkskammer wurde sogar an die Staatssicherheit der DDR gemeldet. Jahre später fand er einen Vermerk dazu in seiner Stasiakte.

Gründung mit der Grenzöffnung

Mit der Gängelung war es dann 1989 vorbei. Damals 29-jährig, kündigte Bauch nur wenige Tage nach der Grenzöffnung - am 1. Dezember 1989. Seinen ersten Auftrag hatte er schnell in der Tasche. „Ich erhielt vom Oberbürgermeister der Stadt Potsdam im April 1990 einen Vertrag über 400.000 Mark der DDR zur tiefbautechnischen Erschließung der Kinderklinik in der Aue in Potsdam.“

Ein alter russischer Bagger namens Belarus, Baujahr 1967, für 4.150 DDR-Mark und ein fast ebenso alter LKW W50 für noch einmal 17.100 DDR Mark sollten der Grundstein für die Firma sein. Da er in Potsdam keinen Kredit bekam, fuhr er über die Glienicker Brücke. Eine Berliner Geschäftsbank hatte hier einen Container aufgestellt, der als Anlaufstelle diente. „Ich habe die Aufträge auf den Tisch gepackt und nach Geld gefragt. Hier wunderte man sich, dass ich ‚nur‘ 20.000 DM brauchte. Ich bekam den Kredit“, erinnert er sich.

Heute gehören zum Firmenverbund von Guido und Birgit Bauch zwei Straßenbauunternehmen und eine auf Schüttgut spezialisierte Firma mit mehr als 45 Mitarbeitern. „Unser Personalbestand ist über die Jahre konstant geblieben. Wir haben den Betrieb seriös geführt und sind gesund gewachsen.“ Rückblickend ist Guido Bauch mit Recht stolz auf das Erreichte, hat keinen Tag bereut und würde alles wieder genauso machen.



Dieses Unternehmensportrait erschien in der Ausgabe 1/2020 des Handwerksblattes der Handwerkskammer Potsdam im Rahmen der redaktionellen Serie "30 Jahre Einheit"