Maurermeister Léon Zander aus Potsdam
Maurermeister Léon Zander aus Potsdam

Gründen mit 23: Maurermeister Léon Zander erfüllt sich einen Kindheitstraum Pressemitteilung Nr. 66 vom 6. August 2021

Potsdam. Maurermeister Léon Zander aus Potsdam gründete mitten in der Corona-Pandemie einen Handwerksbetrieb. Am 6. August 2020 startete sein Abenteuer Selbstständigkeit mit einem eigenen Unternehmen in Seddiner See. Gründe gab es für ihn viele. Die meisten davon erfüllten sich bis heute. Begleitet auf dem Weg wurde der junge Mann durch die Betriebsberater der Handwerkskammer. Nach einem Jahr blickt er nun zurück.

Der Wunsch nach eigenem Unternehmertum reifte in dem heute 24-jährigen in der Schule. Als 10-jähriger beschrieb er seine Zukunft im Unterricht so: „Wenn ich erwachsen bin, möchte ich die Firma von meinem Vater übernehmen. An diesem Beruf gefällt mir vieles, weil ich anderen Menschen Arbeit geben kann. In dem Beruf habe ich viele Aufgaben. Ich muss aufpassen, dass genug Geld da ist und dass die Menschen gut bezahlt werden.“ Das Schriftstück existiert bis heute und hat ebenfalls einen Ehrenplatz wie sein Meisterbrief….

Den wichtigsten Grundstein für seinen beruflichen Weg legte der Sohn einer Bauunternehmerfamilie nach dem Fachabitur und einer Ausbildung in Sachsen-Anhalt mit seiner Qualifizierung zum Maurermeister. Mit dem Wunsch, sein eigener Herr in seinem Gewerk zu sein, suchte „der Rückkehrer“ den Kontakt zu den Experten der Handwerkskammer Potsdam. Kostenfrei wurde ihm bei der Konzeption des Businessplans oder bei der Beantragung der Meistergründungsprämie geholfen. „Seine fundierte Ausbildung, die sehr guten betriebs-wirtschaftlichen Kenntnisse und die Begeisterung für sein Handwerk beeindruckten uns in der damaligen Beratung“, erinnert sich Johanna-Magdalena Kruse. „Er kam mit den besten Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit zu uns, nicht nur, was die theoretischen Grundlagen anging, sondern vor allem auch mit dem Wissen um die Verantwortung eines Unternehmers, welche er bereits in so jungen Jahren bereit war zu tragen“, untermauert Kruse die Ambitionen des jungen Meisters.

Zander wünscht sich, dass noch mehr junge Menschen seinem Beispiel folgen: „Viele wollen einen Anreiz, sich ihre Zeit frei einteilen zu können und Spaß an einer Arbeit zu haben, die einen im besten Falle ein Leben lang begleitet. Das bietet eine Selbstständigkeit im Handwerk. Ich wusste sehr früh, das ist mein Ding, das will ich machen. Es gibt aus meiner Sicht nichts Schlimmeres, als einer Tätigkeit nachzugehen, die keinen Spaß macht“, ist er überzeugt. Mit der Unterstützung der Handwerkskammer habe man einen starken Partner an der Seite, der Sicherheit vermittele und mit einem Ansprechpartner immer greifbar ist. „Mir hat das wirklich geholfen. Wege, Möglichkeiten, Bereiche, an die man selbst gar nicht denkt, wurden aufgezeigt. Ich erhielt viele Antworten, sparte unglaublich viel Zeit. Und wir sind noch heute in Kontakt“, lobt der Jungunternehmer die Hilfe der Handwerkskammer und rät, diese Hilfe unbedingt in Anspruch zu nehmen.

Abwechslung und Herausforderung

In der beantragten Meistergründungsprämie sieht der Potsdamer ein Instrument, das ihm den Start erleichtert. Wenngleich aus seiner Sicht das Abwicklungsprozedere verbesserungswürdig ist. Léon kritisiert die bürokratischen Abläufe: „Ich habe eine Zusage für die Stufe 1 zur Anschaffung von Maschinen und einem Transporter, kann aber die Stufe 2 für die Schaffung von Arbeitsplätzen erst beantragen, wenn das Geld auf meinem Konto ist. Und das habe ich einfach immer noch nicht“, bedauert der junge Mann das lange Warten. Und dennoch bleibt er dran.

Die Meistergründungsprämie wurde für Brandenburger Neugründende oder Nachfolgende im Handwerk erst im September 2020 aufgestockt. Bis zu 19.000 Euro Förderung kann es nun unter bestimmten Voraussetzungen geben. Seit Inkrafttreten der Meistergründungsprämie im Land Brandenburg im Jahr 2015 beantragten bei der Handwerkskammer Potsdam bisher ca. 250 Meisterinnen und Meister dieses Förderinstrument.

Freiheit, selbst Entscheidungen zu treffen, enger Kundenkontakt, eigenständi-ge kreative Lösungssuche auf den Baustellen: Für den 24-jährigen Maurermeister bilden diese Punkte die ideelle Basis seiner Selbstständigkeit. Dabei ist ihm klar, wie viel Arbeit damit verbunden ist: „Doch für mich überwiegen eindeutig die Vorteile, vor allem, wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue …. Entweder waren meine Freunde noch im Studium oder suchten nach einem Job. Ich verdiente hingegen schon Geld, und das ist bis heute so“, ist der junge Mann stolz auf das Erreichte.

Trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen startete der Jungmeister durch. Die Herstellung von Wärmedämmverbundsystemen, Fassadensanierungen und andere Fassadenverkleidungen sowie Putzarbeiten sind sein Kerngeschäft. Er liebt bei allem den Kontakt zu seinen Kunden, die Phasen, wenn er mit ihnen gemeinsam bei den jeweiligen Bauvorhaben nach Lösungen sucht. Für ihn ist jeder Tag anders.

Das Geschäft läuft gut an. Im März dieses Jahres stellte er zwei Mitarbeiter ein, 32 und 34 Jahre alt. Vier weitere könnten es nach seinem Willen noch sein. Doch die findet der Meister nicht und stößt damit bereits jetzt an eine Grenze: „Wir müssen Aufträge ablehnen. Damit ich selbst nicht den ganzen Tag im Büro sitze, optimierten wir Abläufe, digitalisierten bestimmte Schritte von Anfang an.“ Über eine App und Tablets sind alle drei miteinander vernetzt. Keiner wälzt mehr Papier. Farben, Maße, Bau- oder Zeitpläne verwalten Léon Zander und seine Mitarbeiter komplett digital.

Tausende junge Menschen für Handwerksbetriebe gesucht

Auch die Berater und Beraterinnen der Handwerkskammer motivieren junge Menschen, im Handwerk der eigene Chef zu werden: „León Zander ist ein Bei-spiel, wie man Träume verwirklicht und glücklich ist. Ihn zu begleiten, war beeindruckend. Dieser Meister ist ein Gründer, wie im Land Brandenburg noch viel mehr im Handwerk benötigt werden - gerade vor dem Hintergrund des Nachwuchs- und Fachkräftemangels,“ unterstreicht Betriebsberaterin Kruse. Dabei betont sie, dass es nicht immer eine Neugründung sein muss. Allein in Westbrandenburg stehen in den kommenden zehn Jahren über 7.000 Unter-nehmensnachfolgen in allen Gewerken an. Die wenigsten kommen dabei aus der eigenen Familie, das weiß man bereits heute. Die Verantwortlichen der Handwerkskammer Potsdam wissen um die Brisanz der Problematik, die das Thema auch für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Brandenburg hat: Rund ein Drittel aller Unternehmer und Unternehmerinnen im Handwerk sind 55 Jahre oder älter. Tendenz zunehmend! Wie sich die Gesellschaft insgesamt demografisch verändert, gilt dies auch für die Handwerkerschaft. Unter Be-rücksichtigung, dass einige Betriebe nicht übergeben werden können oder nicht übergabefähig sind, andere bereits ohne die Begleitung der Experten eine Regelung getroffen haben, müssen sich jährlich rund 400 Unternehmer und Unternehmerinnen konkret mit dem Thema auseinandersetzen. Mit dem Projekt Unternehmensnachfolge sowie weiteren Förderprogrammen unterstützt die Handwerkskammer kostenfrei und begleitet beispielsweise die Suche von Übernahmeinteressierten und Übergebenden.

Für Léon Zander dreht sich der Alltag hingegen erst einmal „nur“ um seinen eigenen Handwerksbetrieb. Mittelfristig will er den Mitarbeiterbestand aufsto-cken, nicht nur, um weiter zu wachsen. Der Maurermeister möchte sich damit mehr Zeit für neue Projekte schaffen. Auch das Thema Ausbildung nimmt er in den Blick, peilt eine Verbundausbildung mit anderen Partnern seiner Branche an. Für sich selbst steht die Weiterqualifizierung zum geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung im Bildungs- und Innovationscampus Handwerk (BIH) der Handwerkskammer Potsdam auf der Agenda. Wichtig ist ihm bei allen Schritten, die er zukünftig mit seinem Unternehmen geht, dass es ihm gelingt, das familiäre Klima zu erhalten: „Wächst ein Betrieb, ist das eine große Aufgabe, der ich mich gerne stelle. Aber das macht uns Handwerker aus. Wir laufen nicht davon, sondern halten zusammen.“



Hintergrund:

Über die Handwerkskammer Potsdam

Die Handwerkskammer (HWK) Potsdam ist eine als Körperschaft des öffentlichen Rechts organisierte Selbstverwaltungseinrichtung für die Landkreise Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz, Teltow-Fläming und die kreisfreien Städte Potsdam und Brandenburg an der Havel. Sie ist die Interessenvertretung von rund 17.400 Mitgliedsbetrieben und ihren mehr als 70.500 Beschäftigten in über 150 Gewerken.

Die HWK Potsdam setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche ein, bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks und bietet ihren Mitgliedsbetrieben zahlreiche Unterstützungen bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören Handwerksbetriebe aller Branchen; vor allem aus dem Bau- und Ausbaugewerbe, Elektro und Metall, Holz, Bekleidung und Textil, Gesundheit, Reinigung sowie Nahrungsmittel.

Die HWK Potsdam bietet in ihrem Zentrum für Gewerbeförderung in Götz umfangreiche Angebote für die Weiterbildung im westbrandenburgischen Handwerk und führt in den dortigen Lehrwerkstätten auch die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung durch. Sie ist zuständig für Gesellen-, Meister- und Fortbildungsprüfungen im Handwerk.

www.hwk-potsdam.de