Firmengründung 1992: Mit der "alten Mannschaft" starteten Hartmut Hagedorn und seine Partner in die freie Marktwirtschaft.
Kif Niedergörsdorf
Firmengründung 1992: Mit der "alten Mannschaft" starteten Hartmut Hagedorn und seine Partner in die freie Marktwirtschaft.

Rückblick: PGH, VEB, LPG, so hießen die Wirtschaftsorganisationen der DDR. Nach der Wende wickelte die Treuhand die Betriebe ab - Hartmut Hagedorn übernahm einen davon. Es gibt ihn heute noch. Und das ist fast ein kleines Wunder.Eine Million für die Treuhand

Text: Katja Wolf

Teltow-Fläming: VEB KfL Jüterbog – so hieß der Betrieb, der zu DDR-Zeiten Technik für die Landwirtschaft instandsetzte. Mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 stand wie für Tausende andere Betriebe auch dieser Betrieb vor dem Aus. Wenn da nicht der junge Hartmut Hagedorn gewesen wäre, der schon immer davon träumte, ein eigenes Kfz-Unternehmen zu führen. Er entschloss sich zum Kauf. "Ich hatte auch ein bisschen Mitleid mit den Mitarbeitern und kannte den Betrieb. Schon zu DDR-Zeiten leitete ich einen Teilbereich, ‚kleiner Meister‘, haben die Leute mich genannt. Weil ich nicht in der Partei war, stand ich immer in der zweiten Reihe", erinnert sich der heute 74-Jährige.

Hagedorn muss viel Enthusiasmus gehabt haben. Denn die Stolpersteine, über die er fiel, ärgern ihn heute noch. 1,2 Millionen Mark Kredit nahmen er und seine beiden Mitstreiter für die Firma auf – eine für damalige Zeiten unvorstellbar hohe Summe. Korrekt gab der Handwerker seinen Förderantrag ab. Doch es fehlten Nachweise. Kurzerhand drückte ihm der zuständige Berater das Antragsbündel wieder in die Hand. Er müsse noch die Kaufsumme eintragen, die er an die Treuhand zahle, dann solle er alles zusammen einreichen. Gesagt, getan. Hagedorn unterzeichnete den Kaufvertrag mit der Treuhand und gründete eine GmbH. Den Förderantrag gab er im Anschluss fertig ab. "Weihnachten 1993 erfuhr ich dann, dass mein Förderantrag abgelehnt war. Ich hatte ihn angeblich erst nach Vertragsunterzeichnung abgegeben. Ich hätte 280.000 Mark bekommen können. Aber ich hatte keinen Nachweis, wann ich den Antrag das erste Mal überreichte", so der Unternehmer.

Kredit trotz Zusage nicht ausgezahlt

Auch mit dem Geldinstitut machte er seine Erfahrungen. Nachdem die Gründer einen Vertrag mit der Bank unterzeichnet hatten, kam ein neuer Leiter aus Köln. Laut Vertrag sollte die Bank das Geld für den Firmenkauf direkt an die Treuhand überweisen. Das tat der Bankleiter nicht. "Ich musste erst eine Grundschuld auf mein Privatgrundstück eintragen lassen. Hals über Kopf habe ich alles geregelt. Gott sei Dank musste die Bank die Verzugszinsen zahlen", so der Handwerksmeister.
Am liebsten erinnert sich Hartmut Hagedorn aber an die guten Ereignisse. So machte er mit 46 Jahren noch seinen Kfz-Meister. Ein Berater sagte ihm, den müsse er als Betriebsleiter entweder selbst vorweisen oder einen Meister einstellen. Falsch, wie sich später herausstellte, denn Hagedorn war bereits anerkannter Meister der Landtechnik. Trotzdem: "Das war hart für mich, aber das hat mir richtig was gebracht. Da habe ich so viel gelernt, vor allem neue Gesetze und Regelungen."

Nach dem Kauf legte Hagedorn richtig los. Er lieferte Stahlkonstruktionen nach Niedersachsen und Hannover, noch mit seinem aufgemotzten "W50". Er fertigte Rutschen für SIK-Holz in Niedergörsdorf, einem Nachbarort, und stellte auf seiner ersten großen Messe in Köln aus. 1994 fertigte die heutige Kommunaltechnik Instandsetzung Fertigungs-GmbH ihren ersten Frontkehrbesen am Multicar – ein Geschäftsfeld, das sie viele Jahre weiterverfolgen sollte. Heute führt Hagedorns Tochter Jana den Betrieb weiter, der inzwischen rund 50 Mitarbeiter umfasst. "Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können", so das Fazit des umtriebigen Unternehmers.

Dieses Unternehmensportrait erschien in der Ausgabe 09/2020 des Handwerksblattes der Handwerkskammer Potsdam im Rahmen der redaktionellen Serie "30 Jahre Einheit"